3 Schweizer gegen 41 deutsche Spital-Sender

Die Spitalradiolandschaft in Deutschland ist vielfältiger als in der Schweiz, wie das Buch «Schere – Tupfer – Mikrofon» zeigt. Eines aber hat die Schweiz den nördlichen Nachbarn voraus: Die Zahl der Radios ist hier stabil geblieben.

41 noch aktive Spitalradios gibt es in Deutschland (Stand 2020) – Krankenhaus- oder Klinikfunk wie sie sich hier meist nennen. Im Jahr 2007 waren es allerdings noch deren 80. Das zeigt die Erhebung von Hubert Schmölzl in seinem Buch «Schere – Tuper – Mikrofon, Krankenhausradios in Deutschland und der Schweiz II» (Werne, 2020).

Stabile Schweizer Radios

In der zweiten Ausgabe des 235 starken Sachbuchs kommen auch die drei Schweizer Sender Spitalradio Winterthur, Radio S (Frauenfeld) und Radio LuZ (Luzern) vor. Und es zeigt sich: Die Schweizer sind zwar klar in der Unterzahl, auch auf die Spitaldichte umgerechnet (Schweiz: 1 Radio auf 93 Spitäler, Deutschland: 1 Radio auf 46 Spitäler).

Aber in der Schweiz senden die verbliebenen 3 Spitalradios dafür dauerhafter. Seit dem Ende von «Radio Unispital» Zürich im Jahr 2001 ist hier kein Sender mehr verstummt.

„An der richtigen Stelle und zur richtigen Zeit eingesetzt haben alle etwas vom Radio-Medium – Patienten, Krankenfhausfunker und Krankenhausbetreiber.“

(Hubert Schmölzl)

Wichtig speziell in der Corona-Zeit

Länderübergreifende Gemeinsamkeiten gibt es gleich mehrere: Für alle Spitalradios ist die Konkurrenz der kommerziellen Sender, welche die Spitalbetten erreichen, in den letzten Jahren kontinuierlich grösser geworden. Und auch das Fernsehen sowie die Streamingdienste sind wichtige Mitbewerber um die Aufmerksamkeit der Patienten. Schliesslich erweisen sich in der Corona-Zeit die hausinternen Sender bzw. die Wunschkonzerte aber als virenfreier Zugang und direkter Draht von Angehörigen zu den Patienten.

«Den Heilungsprozess unterstützen»

Alle Spitalsender gehen immer noch davon aus, dass sie den Kranken den Spitalaufenthalt auf ihre ganz eigene Art angenehmer gestalten können. Oder wie es Buchautor Schmölzl ausdrückt: «Der Heilungsprozess wird unterstützt, Energie wird aufgebaut, Phantasie angeregt und das auf beiden Seiten von Mikrofon und Lautsprecher».

Wunschkonzerte als «Programm-Klassiker»

Die Macherinnen und Macher aller genannten Radiostationen sind Freiwillige, wobei es für viele Sender zunehmend schwierig wird, genügend Nachwuchs zu finden. Das Wunschkonzert ist bei allen Sendern «der Programm-Klassiker schlechthin».

Interessant in diesem Zusammenhang ist die ebenfalls im Buch erwähnte Untersuchung der Fachhochschule Graubünden (Chur). Sie zeigt anhand einer grossangelegten Patientenbefragung von 2019, dass offenbar mehr Sendungen mit einem grösseren Wort- und Moderationsanteil gewünscht sind. Auf Spitalradio Winterthur ist dies die breite Palette von Themensendungen.

Fakten zu den Spitalradios:
  • Das erste Spitalradio soll 1919 in den USA im Militärspital von Washington D.C. seinen Betrieb aufgenommen haben
  • Im Jahr 2019 waren in insgesamt 17 Ländern auf der Welt 397 Spitalradios in Betrieb (gemäss hospitalradio4u.com)
  • Deutschlandweit startete der erste Sender 1966 im niedersächsischen Uelzen. Diese Radiostation stellt ihren Betrieb 2018 aber ein
  • Seither gilt in Deutschland «Radio Franz» in Greven (Westfalen) als das älteste, noch aktive Spitalradio mit Gründungsjahr 1967

(Quelle: «Schere, Tupfer, Mikrofon», von H. Schmölzl)